So musste das Projekt "Rottachtalsperre" am Beginn meiner beruflichen Laufbahn gegen wachsende Widerstände der erstarkenden Naturschutzverbände umgesetzt werden. Nach erfolgloser Klage eines Einwendungsführers im ergänzenden Planfeststellungsverfahren konnte 1984 mit dem Bau begonnen werden. Schneller als von vielen befürchtet war die Talsperre in weniger als einem Jahr gefüllt. Es musste sogar während der Probestauphase mehrmals Wasser abgelassen werden, um den Wasserspiegel auf den Probeniveaus für jeweils 2 Wochen konstant halten zu können. Mit den Protesten gegen das Projekt haben wir es sogar in das bundesweit ausgestrahlte Magazin "Länderspiegel" geschafft, was aber die Fertigstellung dennoch nicht verhindern konnte. Heute ist der zur Niedrigwasseraufhöhung konzipierte Speicher nicht mehr aus dem Oberallgäu wegzudenken. Naturschutzfachliche Ausgleichsmaßnahmen in erhblichem Umfang lassen 25 Jahre nach dem Einstau vergessen, dass es sich um einen Stausee handelt. Ebenso wird der See sehr stark für Wassersport und Naherholung genutzt.
Die zweite große Herausforderung bestand darin, den Schutz der Bevölkerung vor Hochwasser in Iller und den großen Wildbächen im Oberallgäu zu planen und zu realisieren. Das Pfingsthochwasser 1999 richtete im Zuständigkeitsbereich des Wasserwirtschaftsamtes verheerende Schäden an. Die Dimension dieses Ereignisses zwang uns, völlig neue Wege im Hochwasserschutz zu gehen. So wurden die Flussdeiche so gebaut, dass sie selbst bei Überströmung nicht mehr brechen werden. Ein 6 Mio. m3 fassender Flutpolder verhindert eine Verschärfung der Hochwassersituation für die Unterlieger.
Die dritte große Herausforderung war der Aufbau und Betrieb der Hochwasservorhersagezentrale Iller-Lech. Zuerst wurde mit Hilfe grober Schätzverfahren versucht Scheitel und Fülle einer Hochwasserwelle auf der Basis von Niederschlagsprognosen zu bestimmen. Im Lauf der Jahre wurden die Prognosen mit Hilfe von Niederschlags-Abflussmodellen stark verbessert, so dass heute die Steuerung der großen Hochwasserschutzräume Forggensee, Grüntensee und Illerpolder auf einer anderen Basis steht. Allerdings stellt die Einsatzleitung im Hochwasserfall nach wie vor eine große Herausforderung dar, da eine Fehlsteuerung, d.h. der Hochwasserschutzraum ist voll bevor die Hochwasserspitze durch ist, zu ziemlich massiven Problemen bei den Unterliegern führen kann.